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    Als Technologieführer von heute will Daimler Trucks & Buses auch die Logistik und die Personenbeförderung von morgen gestalten - mit elektrifizierten Lösungen, die maximalen Nutzen für Kunden und Umwelt mit sich bringen. Welche Rolle Supplier in der Lösungsgleichung spielen können – dieser Frage ist die Daimler Supplier Magazine Redaktion nachgegangen.

    Stuttgart-Untertürkheim. Standort der Daimler Konzernzentrale, der Truck-Entwicklung und des globalen Nutzfahrzeug-Einkaufs Trucks und Busse. Viele kluge Köpfe arbeiten hier unter anderem an der elektrischen Truck-und-Bus Zukunft. Einer davon ist Stefan Heinze. Die erste Frage an den Leiter des Globalen Einkaufs der E-Mobility Group Daimler Trucks. Warum überhaupt elektrifizierte Trucks und Busse?

    „Wir brauchen elektrifizierte Trucks und Busse.”

    „Daimler Trucks und Busse baut von jeher, was unsere Nutzfahrzeugkunden benötigen.“ Ein Truck und ein Bus, so Heinze weiter, müsse dem Kunden den maximalen Nutzen für die jeweilige Transportaufgabe bringen. Optimale Transporteffizienz. Das ist die oberste Kundenpriorität. Der Kunde muss sich aber auch an Anforderungen orientieren, die der Markt ihm stellt. Und da sei vieles im Wandel, stellt Heinze fest: „Als führender Lkw-Hersteller engagiert sich Daimler Trucks seit jeher für bestmögliche CO₂-Effizienz. Doch es gibt ganz klare CO₂-Grenzwertvorgaben, die vom Gesetzgeber in Europa, USA und auch Asien definiert wurden.“ Diese klaren Vorgaben hätten einen Push in Richtung E-Mobility bewirkt, so Heinze – und gibt damit die Antwort auf die E-Frage: „Wir brauchen elektrifizierte Trucks und Busse, um zukünftig die Vorgaben einzuhalten.“ 

    Kennt sich mit E aus: Stefan Heinze, Leiter des Globalen Einkaufs der E-Mobility Group Daimler Truck, Daimler AG, vor dem Mercedes-Benz eActros und weiteren Fahrzeugen aus dem Produktportfolio von Daimler Trucks & Buses. 

    “E” früh erkannt

    Daimler Trucks & Buses hat den E-Trend früh erkannt und bietet heute bereits ein breit aufgestelltes Produktportfolio an. So zum Beispiel der eActros, der eCascadia, der Mercedes-Benz eCitaro, der erste vollelektrische Schulbus “Jouley” von Thomas Built Buses oder der Fuso eCanter. Heinze: „Wir haben heute bereits in vielen Märkten eine serienreife Antwort auf die CO₂-Ziele von Morgen.“ Ziel sei es nun, aus der lokalen eine globale E-Antwort zu machen. 

    Eine globale E-Plattform

    Effizienzen ergeben sich durch die optimale Bündelung. Heinze: „Aus den Erfahrungen unser aktuellen Produkte schöpfen wir jetzt und wollen eine globale Elektromobilitäts-Generation schaffen. Bei der aktuellen Verbrennungsmotoren-Generation habe man sehr gute Erfahrung gemacht mit dem Einsatz einer globalen Motorenplattform in der Produktpalette von Daimler Trucks und Buses.“ 

    Nur mit Partnern zum Ziel

    Auch eine Erfahrung aus der Vergangenheit: Ziele erreicht man nur zusammen. Auch Heinze weiß um die bedeutende Rolle der Supplier: „Wir brauchen die besten Partner in der Lieferindustrie, um mit unseren elektrifizierten Trucks und Bussen ganz vorne mit dabei zu sein.“ Dabei sei es ganz egal, so Heinze, wo der Partner auf der Welt lokalisiert sei.

     

    Das Lieferanten-Mindset müsse stimmen, erzählt er weiter. Auf Nachfrage präzisiert er: Bei der Elektromobilität herrsche ein enormer Zug. Die Timings unterscheiden sich von klassischen Entwicklungsprozessen: „Anspruchsvolle CO₂-Zieltimings fordern zeitnahe Lösungen.“

     

    Das bedeute bspw. auch eine deutliche Beschleunigung des Entwicklungsprozesses. Dabei müsse auch immer ein modularer Ansatz zum Tragen kommen: „Lieferanten sollten Lösungen modular anbieten können, damit es effizient in die globalen Fahrzeugprodukte der Hersteller integriert werden könne.“ Der Partner müsse zudem risikobereit sein: „Bei der Elektromobilität geht es Schlag auf Schlag. Da muss man auch mal beherzt nach vorne gehen und etwas wagen.”

     

    Heinze erzählt dabei, dass chinesische Lieferanten vielversprechendes Potenzial böten, um die Elektromobilität bei Trucks und Bussen nach vorne zu bringen. Und gibt den Tipp, hier einmal mit den Daimler Einkaufsexperten in China zu sprechen. 

    Ausgezeichnetes E-Know-how in China

    „In China haben sich die Lieferanten bereits überaus intensiv mit der Elektromobilität befasst.“ Bereits im zweiten Satz des Telefonats ist Jörg Reiting im Thema. Reiting ist Leiter des Einkaufs Trucks bei Daimler Greater China und kennt die Situation vor Ort genau. „In China sind elektrifizierte Trucks und Busse bereits deutlich verbreitet. Das fällt hier im normalen Stadtverkehr schon gar nicht mehr auf, wenn sie in einem E-Bus von A nach B fahren.“

     

    Die technischen Lösungen kämen dabei beinahe ausnahmslos von chinesischen Lieferanten. Elektromotoren, Elektrisches Lenkgetriebe, Thermomanagement für Elektrofahrzeuge? Reiting nickt: alles Produkte, die von chinesischen Lieferanten serienfähig entwickelt wurden. „Da ist ausgezeichnetes Serien-Know-how vorhanden“, bescheinigt Reiting.

     

    Wissen, auf das Daimler Trucks & Buses aufsetzen möchte. Reiting: „Elektrische Komponenten für Nutzfahrzeuge sind heute in China serienreif entwickelt. Ein Hochvoltkabelsatz eines chinesischen Lieferanten könnte mit überschaubarem Aufwand in verschiedenen E-Fahrzeugen unseres Produktportfolios zum Einsatz kommen.“ Bei einer Zusammenarbeit mit solchen chinesischen Lieferanten läge der zeitliche Vorteil bis zur Marktreife also klar auf der Hand. 

    Einkaufs-E-Experte in China: Jörg Reiting, Leiter des Einkaufs Trucks bei Daimler Greater China und Experte für die chinesische Supplier-Industrie.

    Einen Vorteil, den man nutzen möchte. So erzählt Reiting weiter, dass man bereits sehr enge Kontakte in China geknüpft habe und vor Kurzem einen E-Mobility Supplier Day in Peking abgehalten habe. Das Ziel: die Auswahl von Komponenten und Teile für die nächsten Generationen von Elektrofahrzeugen. „Wir wählten hier exklusiv 30 potenzielle Zulieferer aus dem Bereich E-Mobilität aus ganz China aus“, erzählt Reiting.

     

    Die in Frage kommenden Lieferanten, darunter Experten für Batteriepacks, thermische Systeme, E-Motoren oder gar komplette Ladestationen, wurden für einen regen Austausch mit Daimler-Spezialisten und dem Top-Management nach Peking eingeladen. „Die positive Resonanz und Motivation der Lieferanten war unglaublich, an dieser Veranstaltung teilzunehmen“, so Reiting. Der Austausch habe ein sehr gutes Bild der relevanten Akteure und ihrer Marktkompetenzen gegeben. Auf dieser Erfahrung müsse man jetzt aufbauen. 

    „Es braucht die Partnerschaft mit den Besten”

    Ein weiteres Gespräch. Wieder mit E-Mobility Group Einkaufsleiter Heinze. Auf die Frage, ob chinesische Lieferanten die Antwort auf alles in der “E-Frage” sind, schüttelt er den Kopf. Nein, es gehe immer um die beste Gesamtlösung — egal wer sie letztendlich habe. Nur zeitnah und ausgereift müsse sie sein. Dabei gebe es eine Win-Win-Situation: „Es gibt ausgezeichnete Lieferanten, die eine Menge Skills und Erfahrung mitbringen. Im Gegenzug können wir als globales Unternehmen unsere Plattformen, das Volumen und den Marktzugang bieten. Daraus ergeben sich große Chancen für beide Seiten, wenn wir unsere Stärken kombinieren und konsolidieren.“

     

    Nun gelte es dabei, einen Gang hochzuschalten, damit Geschwindigkeit zugelegt werden kann. Die Perspektive ist für E-Einkaufsleiter Heinze dabei glasklar: „Daimler ist heute Marktführer bei Trucks und Bussen. Daher das klare Ziel, auch zukünftig führend in sogenannten zero-emission transportation solutions zu sein – mit Elektromobilität als Schlüsseltechnologie. Dazu braucht es die Partnerschaft mit den Besten.“

     

    Die elektrische Zukunft bei Trucks & Bussen ist vor allem also eins: spannend. 

    Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16. September 2019 auf der Vorläufer-Plattform des Daimler Supplier Magazine Online veröffentlicht.