Immer dann, wenn Autofahrer nach unten schauen, passiert es: Blindflug. Geschwindigkeit, Navigation, Tank- oder Ladeanzeige. Der Blick geht nach unten, weg von der Straße. Zusätzlich müssen die Augen immer wieder neu fokussieren. Auf die nahe Anzeige und auf die weiter entfernte Straße. Je schneller gefahren wird, um so länger die Strecke des Blindflugs. Bei Tempo 100 werden in einer Sekunde rund 28 Meter zurückgelegt. Da kann viel passieren. Den Kopf oben lassen können Autofahrer mit einem Head-Up-Display (HUD). Alle relevanten Informationen werden in die Windschutzscheibe eingeblendet und erscheinen so direkt im Sichtfeld. Der Blick bleibt auf der Straße.
Ausgezeichneter Lieferant
Weltweit führend in Entwicklung und Produktion von Head-Up Displays ist der japanische Automobil-Zulieferer Nippon Seiki. Für die innovativen Head-Up Displays in Mercedes-Benz GLE und GLS wurde Nippon Seiki mit dem Daimler Supplier Award 2020 in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet. „Mit ihrem qualitativ hochwertigen Produkt haben sie gezeigt, wie ehrgeizig sie sind, Technologie und Qualität auf die nächste Stufe zu heben“, sagte Gunnar Güthenke, Vice President Procurement & Supplier Quality Mercedes-Benz Cars, bei der Preisübergabe.
Beim Head-Up Display im Mercedes-Benz GLE wird über ein Linsen- und Spiegelsystem ein 45 x 15 Zentimeter großes, vollfarbiges Bild in die Frontscheibe eingeblendet. Es scheint in knapp drei Meter Entfernung vor dem Fahrer über der Motorhaube zu schweben. Das mehr als doppelt so große virtuelle Bild bietet 20 Prozent mehr Helligkeit für bessere Ablesbarkeit in hellen Fahrsituationen. Und es bietet Platz für weitere Informationen wie die aktuelle Audio-Quelle, Informationen zum aktiven Anruf und zum Empfangs- und Batterie-Status des verbundenen Telefons. Darüber hinaus werden dort Ankunftszeit und Entfernung zum Ziel angezeigt, wenn die Routenführung aktiv ist. Der Fahrer kann die für ihn relevanten Informationen auswählen, darunter auch zusätzliche Offroad-Inhalte wie Fahrzeugneigung, Drehmomentverteilung und Beschleunigungskräfte.
Neue Maßstäbe in der neuen S-Klasse
In der neuen Mercedes-Benz S-Klasse generiert das HUD das größte virtuelle Bild, welches je von einem HUD erzeugt wurde. Mit einer Projektionsdistanz von 10 Metern anstatt der üblichen 2-3 werden neuen Maßstäbe gesetzt. Dafür verbaut: Die größten jemals in einem Automotive-HUD verbauten Spiegel. Für die Bilderzeugung im Einsatz: Ein eigens entwickelter digitaler Projektor. Diese Technologie kommt auch bei Kino-Projektoren zum Einsatz und ist erforderlich, um ein Bild in der erforderlichen Größe erzeugen zu können. Die in konventionellen HUDs eingesetzten LCDs würden hier an ihre Grenzen stoßen.
„Japanische Präzisionsgeräte“, das ist die Übersetzung von „Nippon Seiki“. Die Firma wurde ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Die Ressourcen waren knapp im Jahr 1946. Deshalb war es das Ziel, Präzisionsgeräte mit dem geringstmöglichen Materialeinsatz zu produzieren. 1947 kam die Anfrage, eine Komponente für einen Motorrad-Tachometer herzustellen. Das damalige Management wollte jedoch auch das gesamte Gerät produzieren. Nachdem die Arbeit am Kundenauftrag abgeschlossen war, entwickelte und produzierte Nippon Seiki seinen ersten kompletten Tachometer. Der Vertrieb konzentrierte sich zunächst auf Werkstätten und Ersatzteilhändler, doch schon 1948 wurde vom Kunden ein Nachfolgeauftrag platziert - diesmal für das vollständige Gerät. Das erste Kombiinstrument für Pkw wurde 1960 produziert.
Die Entwicklung von Head-Up Displays begann 1984. Um diese Zeit rückten Sicherheitstechnologien wie die ersten Airbags in den Fokus der Pkw-Entwicklung, ebenso wie die Nutzung von HUDs als präventive Sicherheitsmaßnahme. Die Serienfertigung des ersten HUD startete im Jahr 1997. Zum Portfolio von Nippon Seiki gehören heute: Sensoren, Anzeigeinstrumente für Autos und Motorräder und eben Head-Up Displays. An 35 Standorten in 12 Ländern beschäftigt Nippon Seiki rund 14.500 Mitarbeiter.