Version 4

    Sprechen Experten vom Leitungssatz klingt das sehr technisch und wenig spannend. Dem Leitungssatz wird das nicht gerecht, denn von den unzähligen Komponenten, die ein Fahrzeug antreiben und steuern ist er der unsichtbare Held, praktisch der zentrale Nervenstrang jedes Fahrzeugs: eine Schlüsselkomponente. Ohne Strom- und Datenkabel läuft im Fahrzeug nichts und der Leitungssatz, bei Experten auch bekannt als Wiring Harness ist eine Struktur aus elektrischen Leitungen, die eine zuverlässige und geordnete Verbindung zwischen den elektrischen Komponenten herstellt, elektrische Energie, Daten und Signale zwischen Systemen und Komponenten überträgt und dafür sorgt, dass jedes Signal funktioniert und jedes System reibungslos arbeitet

    Der Leitungssatz als eine der aufwändigsten und komplexesten Einzelkomponenten spielt also eine wichtige Rolle. Mit der Elektromobilität und dem autonomen Fahren wird die Leistungsfähigkeit neuen Herausforderungen entsprechen müssen. Üblicherweise löst man Herausforderungen der Bauteil-Industrialisierung vor Ort in den Produktionswerken der Lieferanten. Dieses Mal war es anders und Ende November traf sich, auf Einladung des Teams Lieferantenqualität Leitungssatz (MP/EE4), ein 60-köpfiges interdisziplinäres Expertenteam im Kundencenter des Werkes Sindelfingen zum ersten Lieferanten-Workshop Qualität Low-Volt Leitungssatz. Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Lieferantenqualität, Marktforschung – und analyse, Entwicklung und des Facheinkaufs diskutierten mit Zulieferpartnern wichtige projektübergreifende und strategische Themen der Schlüsselkomponente. 

     

    Herausfordernde Zeiten fordern eine noch engere, partnerschaftliche Zusammenarbeit, die auf Lösungsorientierung setzt

    Ekhard Kaltenbrunner, Leiter Einkauf & Lieferantenqualität E/E, MB.OS (MP/E) begrüßte die Gäste und informierte in seiner Key Note über die aktuelle Marktsituation von Mercedes-Benz und adressierte die Erwartungen mit Blick auf die weitere enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit, die auf Lösungsorientierung setzt. Daraus entwickelte sich im Anschluss eine rege Diskussion mit Fragen, die von Ekhard Kaltenbrunner, Gaby Peterßon, Leiterin Baureihenmanagement, Projektsteuerung und -planung (MP/B), Oliver Letsche, verantwortlich für Elektrisches Bordnetz und HV-Komponenten (MP/EE) und Fabian Bähr, verantwortlich für Qualität und Industrialisierung elektrischer Bordnetze (MP/EE4) diskutiert und beantwortet wurden.

     

    BU: Das MP-Experten Quartett diskutiert mit den Gästen über Herausforderungen und stellt sich den Fragen.

    Kunden- und Marktbedürfnisse werden für unser Handeln richtungsweisend 

    Christian Rumler, verantwortlich für Marktforschung Marketing & Sales (MS/SPG) zeigte den Gästen auf, welche Marktentwicklungen tendenziell zu erwarten sind und dass Kundenbedürfnisse in den Fokus unseres Unternehmenserfolgs rücken. Mit Blick auf die Erfüllung der Kundenbedürfnisse nehmen die Lieferantenpartner eine zentrale Rolle ein, denn es gilt kurzfristige Abrufänderungen durch eine hohe Flexibilität in der Produktion zu bewerkstelligen und Top-Qualität bei gleichzeitig maximaler Kosteneffizienz sicherzustellen. Denkt man also zunächst was hat der Einkauf mit Marketing & Sales zu tun, dann schließt sich hier der Kreis und die Gäste konnten ihr Verständnis mit Blick auf unsere Unternehmensstrategie erweitern.

     

    Automatisierung rückt in den Vordergrund

    Das Plus an Elektrik/Elektronik Komponenten in den Fahrzeugen macht den Leitungssatz noch komplexer. Top-Qualität bei gleichzeitiger Kosteneffizienz kann durch Automatisierung optimiert werden und damit verbundene neue Produktions-, Fertigungs- und Montagetechnologien eröffnen Chancen. Bislang braucht es noch viel Handarbeit, denn Roboter können die teils dünnen, weichen Kabel und die oft extrem kleinen Stecker nur schwer handhaben. Ziel ist, dass die Automatisierung in den Vordergrund rückt. Dafür müssen spezifische Herausforderungen überwunden werden: Neben dem Greifen, Handling und der Positionierung der dünnen Einzelleitungen ist z.B. auch die sehr hohe Varianz an kundenspezifischen Leitungssätzen herausfordernd für die Automatisierung von Produktionsprozessen in der Leitungssatz-Fertigung.

     

    Jerome Trommnau, aus dem Team Leitungssatzkonzeption in der Entwicklung (RD/MBF) informierte über die Herangehensweise und Anforderungen unserer Leitungssatz-Entwicklung. Durch die Umsetzung des „Design for Automation“-Ansatzes in allen Phasen des Entwicklungsprozesses soll die Automatisierung der Leitungssatz-Fertigung gefördert werden. Die Lieferantenpartner sind aufgefordert neuartige Automatisierungskonzepte zu entwickeln und darauf aufbauend ihr Analagenportfolio zu erweitern. Dadurch soll der Automatisierungsgrad in den Leitungssatz-Fertigungen der kommenden Fahrzeugprojekte konsequent steigen.  Im Anschluss wurden diese Herangehensweise und Anforderungen mit den Gästen diskutiert.

    BU: Jerome Trommnau informiert zu Anforderungen mit Blick auf die Automatisierung im Leitungssatz

    Lernen aus Erfahrung

    Wesentliches Thema des Workshops war der Austausch von produkt- und prozessbezogenen Lessons Learned. Im Team der Lieferantenqualität Leitungssatz werden kontinuierlich Leitungssatz-spezifische Lessons Learned aus den unterschiedlichen Fahrzeugprojekten gesammelt und bewertet. Bewährtes wird fortgeführt, für Verbesserungspotenziale werden Maßnahmen zur Optimierung abgeleitet. Eine Auswahl dieser, wie z.B. zur Vermeidung des Reißens von Leitungen sowie zur Sicherstellung der vollständigen Kontaktierung von Kontakten in Sicherungsboxen, wurde im Rahmen des Workshops mit den Vertretern der Lieferanten an Marktständen geteilt, diskutiert und mögliche Handlungsempfehlungen abgeleitet. Auch der „Bemusterungsprozess 2.0“ zum Leitungssatz war ein Thema und die Gäste wurden zu geplanten Verbesserungen zur Reduzierung des administrativen Aufwands bei gleichbleibender Produktqualität und Prozessstabilität informiert. Fazit: Das Teilen von Lessons Learned ist entscheidend für nachhaltige Problemlösungen und sichert einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess ab.

    BU: Thomas Schray, Qualitätsverantwortlicher für elektrische Bordnetze (MP/EE4) bei der Vorstellung und Diskussion von Lessons Learned

    Raus aus den inhaltlichen Themen – ran an das Produkt

    Theorie ist das eine. Das Produkt live erleben zu können war ein weiteres Highlight des Workshops. Das konnten die Lieferantenvertreter während einer Werksführung, bei der sie unter anderem die End-to-End Montageprozesse des Leitungssatzes und die notwendigen vor- und nachgelagerten Prozesse in unserem Werk Sindelfingen hautnah erleben konnten. Nach den inhaltlichen Themen eine interessante und willkommene Abwechslung und Auflockerung.  

     

    Daumen hoch!

    Der ganztägige Workshop verging wie im Flug. Die Gäste bewerteten bei der abschließenden Feedbackrunde am späten Nachmittag die Veranstaltung als wertvoll. Insbesondere der intensive Austausch, die Informationen und Diskussionen zu den inhaltlichen Themen und Lessons Learned wie auch das Erlebnis den unsichtbaren Held hautnah in unserer Produktion erleben zu können wurden mit Daumen hoch und Top bewertet. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, die die partnerschaftliche und lösungsorientierte Zusammenarbeit weiter stärkt. Guter Grund, um eine Wiederholung im nächsten Jahr anzustreben.